Diagnose Dysphagie: Wenn Schlucken schwer fällt

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Was ist Dysphagie?


Von Dysphagie spricht man, wenn der Betroffene das Gefühl hat, dass das Schlucken behindert wird. Das kann eine tatsächliche Blockade im Rachenraum sein oder auch ein Problem mit dem Schluckvorgang an sich. Eine Dysphagie tritt häufiger bei Säuglingen oder älteren Menschen auf. Die Ursachen sind jedoch sehr vielfältig und Menschen jeden Alters können betroffen sein. Eine Schluckstörung kann weitere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen, weshalb eine entsprechende Diagnose und Behandlung besonders wichtig sind.

Schätzungsweise entwickelt sich bei 8 von 10 Patienten mit Parkinson und bei 1/3 bis 2/3 aller Schlaganfallpatienten eine Dysphagie.1

1Kawashima K, Motohashi Y, Fjushima I. Prevalence of dysphagia among community-dwelling elderlyindividuals as estimated using a questionnaire for dysphagia screening. Dysphagia. 2004; 19(4):266-71.

Ursachen: Wie kommt es zu Schluckstörungen?


Der Schluckakt ist ein komplexer Vorgang. Er erfordert eine Koordination von neuronalen Reflexen und freiwilliger Anstrengung. Bei Dysphagie gelangen Nahrung oder Flüssigkeiten in den „falschen Hals“, also in die Luftröhre und Lunge. Dieser Vorgang wird Aspiration bezeichnet.

Schluckakt bei Aspiration

Was ist Aspiration?


Aspiration kann eine Folge von Dysphagie sein. Bei der Aspiration fließen Nahrung oder Flüssigkeiten in die Luftröhre (und Lunge), anstatt in den Darm zu gelangen, wodurch die Person das Risiko einer Brustinfektion und des Erstickens hat.

Was sind die Risiken bei Dysphagie?


Personen mit Schluckbeschwerden sind gefährdet durch:

  • Appetitlosigkeit: keine Deckung des Nährstoffbedarfs, Gewichtsverlust, Gefahr der Mangelernährung
  • reduzierte Flüssigkeitsaufnahme: Risiko der Dehydrierung, Risiko der Verstopfung
  • Gebrechlichkeit: erhöhtes Risiko für Infektionen
  • Aspiration: Schmerzen, Risiko einer Brustkorbinfektion
  • Ersticken: Blockierung der Atemwege, Todesgefahr

Wer ist von Dysphagie betroffen?

40%


der über 75-Jährigen1 weisen Schluckbeschwerden auf

≤ 66%


aller Betroffenen sind Bewohner von Pflegeeinrichtungen2

40%


aller Säuglinge haben gastroösophagealen Reflux3

Besonders häufig treten Dysphagien als Begleiterscheinungen anderer Krankheiten wie z.B. Parkinson, Alzheimer oder auch infolge eines Schlaganfalls auf. Allerdings bleibt die Mehrzahl der Patienten mit Schluckstörungen oft unerkannt und somit unbehandelt.



Der EAT-10 Test hilft bei der Messung von Schluckbeschwerden.

  • Körperhaltung: gerade und aufrecht am Tisch sitzen, Rücken angelehnt, Arme leicht angewinkelt, Schultern leicht nach vorn gebeugt, Kopf leicht gebeugt, Nacken gestreckt​
  • Sitz der Zahnprothese überprüfen
  • Ablenkungen wie laufendes Radio oder Fernseher vermeiden
  • Kost anpassen: nährstoffreich, appetitliches Aussehen, entspricht der individuellen Kau- und Schluckfähigkeit, richtige Konsistenz (ggf. durch Andickungsmittel)
  • Esshilfen nutzen: Teelöffel, Warmhalteteller, Antirutschfolie, Griffverdickungen, spezielle Trinkbecher, Strohhalm, etc.​
  • Tabletten in breiiger Kost verabreichen
  • Essen: nur kleine Mengen Nahrung und Flüssigkeit in den Mund nehmen, feste und weiche Kost gut kauen, pürierte Kost auf die Zunge geben und direkt schlucken, wenn notwendig nachschlucken, nicht währenddessen sprechen, Pausen machen
  • Nach dem Essen: 10-15 Minuten aufrecht sitzen bleiben, Mund- und Prothesenpflege durchführen​
  • Regelmäßige Durchführung von Bewegungs- und Kräftigungsübungen der Kau- und Schluckmuskulatur
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Quellen


1 Tripp, T. & Cordero, O. (1991) Dysphagia and nutrition in the acut care geriatric patient, Clinical Nutrition.


2 Cook, I.J., Kahrilas, P.J. (1999) AGA technical review on management of oropharyngeal dysphagia, Gastroenterology 116 (2): 455–478.


3 Rybak A, et al. Int J Mol Sci. 2017;18(8):1671