Mangelernährung in der Geriatrie: Ein Überblick

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Mangelernährung in der Geriatrie

Voraussichtlich jede oder jeder dritte Deutsche wird im Jahr 2030 der Altersgruppe über 65 angehören. Aber nicht nur ihre große Anzahl, sondern auch ihre speziellen Bedürfnisse hinsichtlich ihrer Ernährung oder Lebenssituation verleihen dieser Gruppe einen besonderen Stellenwert1.

Erfahren Sie hier, wie Veränderungen im Alter zu Mangelernährung führen können, wie häufig diese auftritt und welche Maßnahmen bei einer Mangelernährung in der Geriatrie zur Verfügung stehen.

Prävalenz & Ursachen Mangelernährung im Alter

Man schätzt, dass ungefähr 10 % aller alleinlebenden Senior:innen mangelernährt sind. Grundsätzlich ist die Hälfte aller Senior:innen gefährdet, eine Mangelernährung zu entwickeln. In Alters- und Pflegeheimen steigt die Rate der Mangelernährung bei geriatrischen Patient:innen auf bis zu 20 % an. In der Akutgeriatrie werden bis zu 30 % der Patient:innen als klinisch unterernährt eingestuft.1

Die Entstehung von Mangelernährung bei älteren Menschen ist multifaktoriell bedingt. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einer Vielzahl von altersphysiologischen Veränderungen, die Einfluss auf die Nahrungsaufnahme und Nahrungsverwertung haben. Daneben können körperliche, geistige, psychische, soziale und finanzielle Faktoren eine bedarfsgerechte Ernährung beeinträchtigen. Akute und chronische Erkrankungen und die damit verbundene Anzahl an benötigten Medikamenten zählen ebenso zu den Ursachen einer Mangelernährung im Alter1,2

Die frühzeitige Erkennung sowie ernährungstherapeutische Maßnahmen sind wichtige Bausteine, um einer Mangelernährung vorzubeugen3.

Symptome & Folgen einer Mangelernährung im Alter

Kann der Energie- und Nährstoffbedarf nicht ausreichend gedeckt werden, entstehen Defizite und es kann in weiterer Folge zu Mangelernährung bzw. Malnutrition kommen – mit teils schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Eines der wichtigsten Symptome einer Mangelernährung ist der ungewollte Gewichtsverlust.

Allerdings wird das Körpergewicht bei älteren Menschen oft nicht regelmäßig kontrolliert. Gewichtsverluste fallen erst auf, wenn die Kleidung zu weit wird, das Gesicht eingefallen oder die Hände knochig wirken.

Was sind die Anzeichen von Mangelernährung bei älteren Menschen

Folgende Symptome bei Mangelernährung sollten Anlass zum Handeln sein1,5:

  • Appetitlosigkeit
  • sehr einseitige Ernährung
  • das Auslassen und Ablehnen von Mahlzeiten
  • körperliche Schwäche
  • Schluckstörungen
  • Hautveränderungen
  • Teilnahmslosigkeit und Depressionen

Zusätzlich muss Hinweisen für mögliche Austrocknungserscheinungen nachgegangen werden. Dazu zählen zum Beispiel Mundtrockenheit, Mund- und Zungenbrennen, Verstopfung, dunkler Urin, Blutdruckabfall, Schwäche und Verwirrtheitszustände.

Was sind Folgen einer Mangelernährung im Alter?

Bereits bei einer leichten Mangelernährung treten unspezifische Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Antriebsarmut auf. Eine unerkannte und andauernde Mangelernährung kann allerdings auch schwerwiegende Folgen haben, da der Körper kontinuierlich Energie benötigt, um all seine lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Stoffwechsel, Kreislauf und Temperaturregulierung aufrechtzuerhalten5.

Klinischen Studien zeigen mögliche Folgen einer zunehmenden Mangelernährung auf verschiedene Körper- und Organsysteme des Menschen auf1,6:

Organsystem Auswirkung
Skelettmuskulatur
  • Schwäche
  • Abnahme der Muskelkraft
  • erhöhtes Sturz- und Frakturrisiko mit den möglichen Folgen Immobilität und Dekubitus
Lunge
  • reduzierte Lungenkapazität
  • Abnahme der Atemmuskulatur
  • kürzere Atemzüge
  • erhöhte Pneumonieanfälligkeit
Immunsystem
  • erhöhtes Risiko für Infektionen und andere Komplikationen
Haut
  • zunehmend dünne, blasse, unelastische Haut
  • verzögerte Wundheilung
  • erhöhtes Dekubitusrisiko
Zentralnervensystem, Psyche
  • neurologische Störungen
  • Reizbarkeit, Schwäche, Apathie
  • depressive Verstimmungen, Ängstlichkeit
  • ntrovertiertheit, Hypochondrie
  • Konzentrationsschwäche
Allgemeinwohl
  • zunehmende Schwäche, Gebrechlichkeit Müdigkeit, Antriebslosigkeit
  • Verlust von Lebensfreude
  • vermehrte Schmerzempfindlichkeit
  • vermehrte Hilfs-, Pflegebedürftigkeit
  • verminderte Lebensqualität
Morbidität
  • beeinträchtigte Wundheilung
  • verlangsamte Rekonvaleszenz
Mortalität
  • erhöhtes Mortalitätsrisiko

Die gute Nachricht: Werden die Mangelernährung und ihre Symptome frühzeitig erkannt und mit gezielte Maßnahmen korrigiert, ist es möglich, den Kreislauf der Mangelernährung bei älteren Menschen zu durchbrechen.

Diagnose einer Mangelernährung

Nach den Leitlinien der DGEM (Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin) soll die Erfassung des Ernährungszustandes Bestandteil jeder medizinischen Untersuchung sein. Vor allem der unbeabsichtigte Gewichtsverlust hat hohe prognostische Relevanz und ist wesentlicher Bestandteil aller etablierten Scores zum Screening oder Assessment von Mangelernährung.

Anzeichen einer Mangelernährung im Alter9,10
Gewichtsabnahme
  • ˃ 5% des Körpergewichts in 3 Monaten
  • ˃ 10% des Körpergewichts in 6 Monaten
  • jeder auffällige Gewichtsverlust für über 65-Jährige
Geringes Körpergewicht
  • BMI ˂ 20 kg/m2 für über 65-Jährige
Ernährungsprobleme
  • Appetitmangel
  • geringe Nahrungsaufnahme
  • einseitige Lebensmittelauswahl
  • notwendige Hilfe bei Nahrungsaufnahme, -zubereitung

Für die Erfassung der Ernährungssituation und die Risikoeinschätzung sind verschiedene Screening- und Assessment-Instrumente entwickelt worden und in der Praxis im Einsatz. Ziel des Screenings ist es, ein Risiko für eine Mangelernährung frühzeitig zu erkennen. Das tiefergehende Assessment dient in weiterer Folge als Grundlage für die Durchführung einer Ernährungsintervention und damit zur Entwicklung eines detaillierten Ernährungsplans.

Folgende Instrumente werden nach den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) für das Screening empfohlen8:

Das MNA®-SF (short-form) Screening ist ein einfacher Screening-Bogen für geriatrische Patient:innen. Er kann in der häuslichen Pflege genauso angewendet werden, wie im Krankenhaus oder Pflegeheim. Es ist das einzige für ältere Menschen entwickelte und validierte Screeninginstrument. Dieses berücksichtigt neben den üblichen Standard-Screeningparametern (BMI, Gewichtsverlust, reduzierte Essmenge, akute Krankheit) zwei wichtige Risikofaktoren für Mangelernährung bei älteren Menschen: Immobilität und psychische Probleme11.

Das MUST-Screening wurde ursprünglich von der ESPEN für ambulante Patient:innen mit Verdacht auf Mangelernährung empfohlen, wird jedoch mittlerweile auch wie das NRS (Nutritional Risk Screening) und das SGA im stationären Bereich eingesetzt.

Zusätzlich ist das SGA (Subjective Global Assessment) eine einfache, reproduzierbare bed-side Methode zur Einschätzung des Ernährungszustandes bei ambulanten oder stationären Patient:innen. Es lässt sich ohne apparativen Aufwand oder medizinisches Personal durchführen. Auf Grundlage von Anamnese (Gewichtsveränderung, Nahrungszufuhr, gastrointestinale Symptome, Leistungsfähigkeit, Grunderkrankung) und klinischer Untersuchung (Unterhautfettgewebe, Muskelmasse, Ödeme) schätzt der Untersucher den Ernährungszustand der Patient:in ein.

Screening und Assessment: Übersicht empfohlener Instrumente7,8
Screening

Mini Nutritional Assessment

(MNA®-SF short-form)

  • Einsatz: Klinik/ ambulant (Geriatrie)
  • - ESPEN- Empfehlung
  • - Kurzform als Screening („Vor-Anamnese“) mit 6 Fragen
  • - einziges für ältere Menschen validiertes Screening
  • Malnutrition Universal Screening Tool
  • (MUST)
  • Einsatz: ambulant/ Klinik, Heim- Senioreneinrichtungen
  • - ESPEN- Empfehlung
  • - Aufbau aus 3 Fragen
  • - gibt Handlungsempfehlungen

Nutritional Risk Screenig

(NRS-2002)

  • Einsatz: Klinik
  • - ESPEN-Empfehlung für Krankenhaus und mit Einschränkung für Pflegeheimbereich
  • - Konzeption: nicht primär für Senioren
  • - Aufbau aus Vor- (4 Fragen) und Hauptscreening (8 Fragen)
  • - gibt Handlungsempfehlungen
Assessment
  • Einsatz: Klinik/ ambulant (Geriatrie)
  • - ESPEN- Empfehlung
  • - Langform als Komplettassessment mit 18 Fragen
  • - einziges für ältere Menschen validiertes Screening
  • Subjective Global Assessment
  • (SGA)
  • Einsatz: Klinik/ ambulant
  • - Konzeption: nicht primär für Senioren
  • - Aufbau aus Anamnese (5 Fragen) und zusätzlicher körperlicher Untersuchung
  • - Erfahrung und Routine des Untersuchers für korrekte Untersuchung und subjektive Bewertung erforderlich

Zum Erkennen von Ernährungsproblemen in der stationären Pflege wurde das Instrument PEMU entwickelt. PEMU ist ein zweiphasiges Erfassungsinstrument der Ernährungssituation bei alten und pflegebedürftigen Menschen (Screening und Assessment) und wurde für die stationäre Langzeit-/Altenpflege entwickelt. Im PEMU-Screening werden mittels vier zu erfassender Parameter ermittelt, ob ein Ernährungsproblem vorliegt12:

  • Zeichen von Nahrungs-/Flüssigkeitsmangel (äußerer Eindruck, Gewichtsverlust, BMI)
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust
  • geringe Ess-/Trinkmenge
  • erhöhter Bedarf an Energie und Nährstoffen

Das PEMU-Screening und Assessment wurde im Expertenstandard „Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege“ des DNQP (Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege) empfohlen.12

Therapie: Trinknahrung ist bei Mangelernährung verordnungsfähig

Wie behandelt man Mangelernährung bei älteren Menschen?

Die Grundlage für die Therapie einer Mangelernährung bildet das Stufenschema, das von Fachgesellschaften, wie z.B. der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), empfohlen wird13. Dabei hat die normale Ernährung immer Vorrang.

Stufenweise Ernährungstherapie – möglichst nah an der Normalität

  • Erste Stufe: Anreicherung der Normalkost und angepasste Lebensmittelauswahl2.
  • Zweite Stufe: Trinknahrung als Ergänzung der Normalkost oder zur kompletten Bedarfsdeckung
  • Dritte Stufe: Sondenernährung zur enteralen Ernährung
  • Vierte Stufe: parenterale Ernährung

Welche Maßnahmen können bei Mangelernährung ergriffen werden?

Als erste Stufe können Speisen sowohl mit normalen Lebensmitteln wie Pflanzenöl, Sahne und Butter aber auch mit isolierten Nährstoffgemischen in Form von geschmacksneutralen Pulvern (z.B. resource complete® oder Instant Protein) angereichert werden. Der Einsatz von Trinknahrung ist als Ergänzung der Normalkost oder zur kompletten Bedarfsdeckung die zweite Stufe der Ernährungstherapie. Ist eine orale Ernährung über den Mund nicht möglich, wird als nächste Stufe eine enterale Sondennahrung angedacht. Ist der Magen-Darm-Trakt nicht mehr oder nicht mehr vollständig funktionsfähig, wird dieser umgangen und ein parenteraler Zugang  gewählt1,5.

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Für Patient:innen mit bestehender oder drohender Mangelernährung wurde resource® entwickelt und damit ein leckeres, abwechslungsreiches Produktsortiment, dass Betroffene bei der täglichen Ernährung unterstützt – leitlienienkonform und mit allen wichtigen Nährstoffen.

Ein Bild, das Text, Screenshot enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein., PictureÄltere Menschen mit drohender oder bestehender Mangelernährung benötigen in der Regel eine energiereiche und eiweißreiche Kost, um ihren Nährstoff- und Energiebedarf zu decken und damit einem weiteren Gewichts- und Muskelverlust vorzubeugen.

Für diese Zielgruppe steht beispielsweise resource® protein als Trinknahrung mit hohem Proteingehalt zur Verfügung. Bei einem besonders hohen Energiebedarf unterstützt resource® 2.0+fibre als hochkalorische Trinknahrung mit löslichen Ballaststoffen. Für Patient:innen mit Milchaversion enthält das resource® Sortiment mit resource® ULTRA fruit außerdem eine fettfreie Trinknahrung. resource® ULTRA fruit ist ein klares Produkt und überzeugt durch seinen hervorragenden Geschmack - von Tester:innen bestätigt.

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Auch in der Leitlinie „Klinische Ernährung in der Geriatrie“ heißt es: Ältere Menschen mit Mangelernährung sollen Trinknahrung erhalten, um die Nahrungsaufnahme und den Ernährungszustand zu verbessern und das Komplikations- und Mortalitätsrisiko zu reduzieren.14

Trinknahrung kann bei Mangelernährung ärztlich verordnet werden und ist durch die Krankenkassen erstattungsfähig .

Quellen

  1. Löser Ch.; Ursachen und Klinik der Mangelernährung; Therapeutische Umschau 2014; 71 (3): 135 – 139
  2. Koch A et al.; Mangelernährung im Krankenhaus; E&M – Ernährung und Medizin 2009; 24: 111 – 115
  3. Kiesswetter E.; Screening und Assessment zur frühzeitigen Identifikation und Abklärung von Mangelernährung im Alter; Therapeutische Umschau 2023; 80(5), 211–216
  4. Pirlich M., et al.; DGEM-Leitlinie Enterale Ernährung: Ernährungsstatus; Aktuel Ernaehr Med 2003; 28 Supplement 1: S10-S25
  5. Tannen A., Schütz T.; Mangelernährung: Problemerkennung und pflegerische Versorgung; W. Kohlhammer GmbH; 1. Edition 2011
  6. Volkert D., Siebert CC.: Mangelernährung in der Geriatrie. Aktuelle Ernährungsmedizin 36, 2011a:175-190
  7. Küpper C.; Mangelernährung im Alter Teil 1: Definition, Verbreitung und Diagnose; Ernährungs Umschau 2010; 4
  8. Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. Screening auf Mangelernährung - den Ernährungszustand richtig einschätzen; https://www.dgem.de/screening; abgerufen am 03.04.2024
  9. Bauer J, et al.; Diagnostik der Mangelernährung des älteren Menschen. Ergebnisse eines internationalen Experten-Meetings der BANSS-Stiftung. Dtsch Med Wochenschr 2006; 131: 223–227
  10. Küpper C.; Mangelernährung im Alter Teil 1: Definition, Verbreitung und Diagnose; Ernährungs Umschau 2010; 4
  11. Volkert D. et al.: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE und der DGG: Klinische Ernährung in der Geriatrie – Teil des laufenden S3-Leitlinienprojekts Klinische Ernährung. Aktuelle Ernährungsmedizin 38, 2013: e1-e48
  12. Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP): Expertenstandard Ernährungsmanagement zur Sicherstellung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege. Fachhochschule Osnabrück 2009
  13. Valentini L, Volkert D, et al.; Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung; Aktuelle Ernährungsmedizin, 2013; 38:97–111
  14. Volkert D, Beck AM, Cederholm T. et al ESPEN guideline on clinical nutrition and hydration in geriatrics. Clin Nutr 2019; 38: 10-47

resource® Trinknahrungen sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät) zum Diätmanagement bei Mangelernährung oder bei Risiko für eine Mangelernährung.
resource® ULTRA fruit ist ein Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diät). Zum Diätmanagement bei bestehender Mangelernährung oder Risiko für eine Mangelernährung, insbesondere bei Fettverwertungstörungen und Malassimilationssyndrom. Wichtige Hinweise: Unter ärztlicher Aufsicht verwenden. Nicht als einzige Nahrungsquelle geeignet. Geeignet ab 10 Jahren.
*Semimonadischer Produkttest, n=73, Alter 65+, getestet wurde resource® ULTRA fruit Orangen-Geschmack gegen äquivalente Wettbewerbsprodukte, getestet in Deutschland 2021​