Themen im Überblick
Die Ernährung spielt für die Entstehung als auch für das Management von Morbus Crohn eine wichtige
Rolle.
Morbus Crohn ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht heilbar, aber eine Ernährungsumstellung kann den
Krankheitsverlauf sowohl während des akuten Schubes als auch während der entzündungsfreien Zeit positiv
beeinflussen.
Fachgesellschaften wie die ECCO, ESPEN, DGEM und DGVS empfehlen Ernährungstherapien sowohl für die
Remissionsinduktion als auch für die Aufrechterhaltung der Remission.1-4
Ernährung im akuten Schub für die Remissionsinduktion
Exklusive enterale Ernährungstherapie (EEN)
Die exklusive enterale Ernährungstherapie (EEN) ist eine Therapieform, bei der Patient:innen mit Morbus Crohn
für 6-8 Wochen 100 % ihres Nährstoff- und Energiebedarfs mit einer diätetisch vollständigen Trinknahrung decken.
Bei Kindern hat sich bereits seit einigen Jahren eine EEN bewährt und wird in den aktuellen einschlägigen
Leitlinien als first-line Therapie empfohlen.1-4 Auch bei Erwachsenen mit mildem bis moderatem Morbus Crohn kann
im akuten Schub eine EEN primär für die Remissionsinduktionstherapie angewendet werden, wenn:2-3
- die Remission nach leitliniengerechter medikamentöser Therapie nicht erreicht werden kann
- die leitliniengerechte medikamentöse Therapie wegen unerwünschter Wirkungen nicht oder schlecht vertragen wird oder
- die leitliniengerechte medikamentöse Therapie von der Patientin oder dem Patienten abgelehnt wird.
Neben einer Symptomlinderung und dem Rückgang der Entzündungsaktivität ist ein positiver Einfluss auf den
Ernährungsstatus einer der wesentlichen Vorteile dieser Therapieform.
Eine EEN ist jedoch mit Herausforderungen sowohl für Patient:innen als auch deren Familien verbunden. Daher
wurden in den letzten Jahren verschiedene alternative Ernährungskonzepte entwickelt. Eine israelische
Arbeitsgruppe entwickelte vor über 10 Jahren die Crohn’s Disease Exclusion Diet (CDED), die in Kombination mit
einer partiellen enteralen Ernährungstherapie (PEN) mit Modulen® IBD eingesetzt wurde. Damit konnte in
klinischen Studien eine vergleichbare Wirksamkeit erzielt werden, wie unter einer EEN, konnte aber leichter
durchgehalten werden (bessere Toleranz) und die Remission länger aufrechterhalten werden.5-6
Andere Ernährungskonzepte wie z. B. die mediterrane Diät, CD-TREAT, Specific Carbohydrate Diet, 4-Sure Diet und
andere Formen, bei denen einzelne Bestandteile aus der Ernährung aus- bzw. eingeschlossen werden, konnten ihre
Wirksamkeit im Hinblick auf die Remissionserreichung bislang nicht nachweisen und werden daher nicht zur
Remissionsinduktion empfohlen.1
Crohn‘s Disease Exclusion Diet (CDED) in Kombination mit einer partiellen enteralen Ernährungstherapie (PEN):
Die Diät beruht auf natürlichen Lebensmitteln. Sie schließt bestimmte Bestandteile aus, die Entzündungen und eine Dysbiose des Mikrobioms verursachen und die Integrität der Darmbarriere beeinträchtigen könnten. Gleichzeitig werden Lebensmittel eingeschlossen, die die Wiederherstellung des Gleichgewichts des Darms fördern und eine ausgewogene Ernährung ermöglichen. Insgesamt ist die CDED durch einen verminderten Anteil tierischer und gesättigter Fette, Gluten und Emulgatoren charakterisiert, wobei der Anteil von Gemüse, Obst und resistenter Stärke erhöht ist. Dieses Ernährungskonzept besteht aus drei Phasen mit einer erweiterten Lebensmittelauswahl von Phase 1-3 kombiniert mit einer PEN.5-6
Die Ziele der Phasen sind folgende:
- Phase (6 Wochen) = Remissionsinduktion
- Phase (6 Wochen) = Stabilisierung der Remission
- Phase (ab Woche 13) = Aufrechterhaltung der Remission
In den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften DGVS, DGEM, ESPEN und ECCO wird diese Ernährungstherapie
ergänzt mit einer spezifisch formulierten Trinknahrung sowohl für Kinder als auch Erwachsene als Option gesehen,
wenn eine EEN nicht durchführbar ist. Die Ergänzung einer Trinknahrung (= partielle enterale Ernährungstherapie)
sichert eine ausgewogene Ernährung und adäquate Nährstoffversorgung.
Mittlerweile konnten auch bei Erwachsenen mit CDED + PEN mit Modulen® IBD bereits gute Erfolge sowohl alleine
zur Remissionsinduktion, als auch in Kombination mit einer medikamentösen Therapie erzielt
werden.7-11
Für die Umsetzung der CDED in Kombination mit Modulen® IBD wurde das ModuLife®-Konzept und die -Plattform
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Ernährung in der Remission
In der Remission kann durch eine geeignete Ernährung der Verlauf des Krankheitsgeschehens positiv
beeinflusst werden. Bewährt hat sich hier eine anti-entzündliche Ernährung. Ein Vertreter diese
Ernährungsform ist die mediterrane Mischkost, eine gemüsebetonte Ernährung mit Lebensmitteln mit
niedrigem Verarbeitungsgrad.
Eine westliche Ernährung, reich an Zucker, tierischem Fett, hochverarbeiteten Lebensmitteln und arm an
Gemüse und Obst, hat hingegen einen negativen Einfluss auf den Verlauf und kann zu einem raschen
Wiederauftreten eines Schubes begünstigen.
Eine ergänzende Ernährung mit einer speziellen Trinknahrung wie z.B. Modulen® kann die
Aufrechterhaltung der entzündungsfreien Zeit unterstützen.1
Rezepte für jede Phase der Remission
Zu den ModuLife®-Rezepten
Aufgrund der eingeschränkten Lebensmittelauswahl und der reduzierten Resorptionskapazität, vor allem bei Diarrhö bzw. im akuten Schub, kann es schnell zu einem Energie- und Nährstoffdefizit (Mangelernährung) kommen. Bei Morbus Crohn geht man davon aus, dass bei 70% der Erkrankten Untergewicht bzw. bei bis zu 80% ein Proteinmangel besteht.12 Sowohl Energie- als auch Nährstoffmangel sollten unbedingt vermieden werden, da es immer schwieriger ist, ein entstandenes Defizit wieder zu beheben als es gar nicht erst entstehen zu lassen. Mangelernährung ist nicht nur äußerlich an einem reduzierten Körpergewicht sichtbar, sondern hat weitreichende ungünstige Folgen für den weiteren Krankheitsverlauf und das Wohlbefinden.
- Bei Mangelernährung existiert in der Regel nicht nur ein Energie-, sondern auch ein Eiweißmangel. Da nicht nur Muskulatur, sondern auch Abwehrkörper aus Eiweiß bestehen, verliert das Immunsystem wichtige Bausteine, und somit ist das Risiko für Infektionen erhöht.
- Mangelernährung führt zu einem Abbau der Muskelmasse und kann folglich die körperliche Leistungsfähigkeit und Lebensqualität beeinträchtigen.
- Bei einer Mangelernährung fehlen wichtige Nährstoffe, was sich wiederum ungünstig auf die Funktionsfähigkeit und Regenerierung von Zellen auswirkt. Gerade bei Morbus Crohn ist eine gute Nährstoffversorgung für den Zellstoffwechsel vorteilhaft, da mit den entzündlichen Prozessen Zellschäden und somit ein erhöhter Bedarf verbunden ist.
- Bei Kindern und Jugendlichen kann Mangelernährung zu Wachstumsstörungen und Entwicklungsverzögerungen führen.
- Eine unzureichende Nährstoffzufuhr kann die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie beeinträchtigen und das Risiko für Nebenwirkungen erhöhen.
- Bei Mangelernährung sind auch allgemeines Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigt.
Eine glutenfreie Ernährung ist bei Morbus Crohn nicht grundsätzlich indiziert. Im Rahmen der Ernährungstherapie während akuter Schübe kann es jedoch erforderlich sein, glutenhaltige Lebensmittel zu meiden, um mögliche Symptome zu lindern. Tierstudien deuten darauf hin, dass Gluten ungünstige Auswirkungen auf den Verlauf entzündlicher Darmerkrankungen haben könnte. Allerdings ist bislang kein klarer Kausalzusammenhang nachgewiesen. Es besteht lediglich die Erkenntnis, dass ein Zusammenhang zwischen Zöliakie und mikroskopischer Kolitis besteht, wobei die Prävalenz dieser Erkrankungen in der Population von Patienten mit Zöliakie ähnlich ist wie in der allgemeinen Bevölkerung.13 Bei Verdacht auf eine Glutenunverträglichkeit sollten Patient:innen an einen Gastroenterologen überwiesen werden, um eine präzise Diagnosestellung zu ermöglichen.
Bei der veganen Ernährung werden keine Lebensmittel tierischen Ursprungs, sondern nur pflanzliche Lebensmittel verzehrt. Eine generelle Empfehlung für Morbus Crohn Patient:innen kann nicht ausgesprochen werden. Eine vegane Ernährung birgt ein zusätzliches Risiko, dass nicht alle wichtigen Nährstoffe (Eiweiß, Eisen, Vitamin B12 und Zink) ausreichend aufgenommen werden. Auch für diese Ernährungsform gilt, dass die Patient:innen nur durch Ausprobieren herausfinden können, ob die vegane Ernährung für sie Vorteile bringt oder nicht. Um Mangelsituationen zu vermeiden ist eine ernährungstherapeutische Begleitung unbedingt notwendig.
Ballaststoffe spielen grundsätzlich eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Darms. Gerade im
akuten Schub können Ballaststoffe schwer verdaulich sein. Es ist jedoch von
Bedeutung, die individuelle Verträglichkeit der Patient:innen sorgfältig zu evaluieren.
Die CDED berücksichtigt sowohl die Menge als auch die Qualität der Ballaststoffe, weshalb eine
begleitende Trinknahrung ohne zusätzliche Ballaststoffe empfohlen wird. Im Rahmen der EEN haben sich
Trinknahrungen ohne Ballaststoffe, wie z.B. Modulen® IBD, als effektiv erwiesen und ihre Wirksamkeit
in Studien bestätigt.14
Eine parenterale Ernährung ist indiziert, wenn Patient:innen weder durch die Aufnahme üblicher Lebensmittel noch durch enterale Ernährung ausreichend Energie und Nährstoffe erhalten können. Eine exklusive parenterale Ernährung sollte nur in Ausnahmefällen in Betracht gezogen werden – insbesondere bei Vorliegen von Komplikationen, die eine enterale Ernährung ausschließen. Zu diesen Komplikationen zählen Fisteln und Stenosen in ungünstiger Lage, ausgeprägte Übelkeit und Erbrechen, Diarrhö und Darmblutungen, das Kurzdarmsyndrom (insbesondere in der Anfangsphase) sowie toxisches Megakolon. Die frühere Hypothese, dass parenterale Ernährung eine „Ruhigstellung“ des Darms bewirken und somit die Remissionsphase fördern könne, konnte bislang nicht wissenschaftlich belegt werden12.
Bei Patient:innen mit Morbus Crohn besteht aufgrund der häufigen Einschränkungen in der Ernährung ein erhöhtes Risiko für Mikronährstoffmängel. Daher sollte zum Zeitpunkt der Diagnose sowie in regelmäßigen Abständen ein Screening durch den behandelnden Arzt, die Ärztin oder eine qualifizierte Fachkraft durchgeführt werden, gemäß den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin. Besonders wichtig ist die Überprüfung der Versorgung mit Eisen, Folsäure und Vitamin D. In bestimmten Fällen kann es erforderlich sein, Nahrungsergänzungsmittel zu verordnen, um eine adäquate Nährstoffversorgung sicherzustellen.
Eine eingeschränkte Lebensmittelauswahl kann rasch zu Nährstoffmängeln führen, weshalb eine gezielte Supplementierung in Betracht gezogen werden sollte. Insbesondere Nährstoffe, die mit dem Knochenstoffwechsel in Verbindung stehen, sind bei Morbus Crohn von großer Bedeutung. Es ist bekannt, dass Osteoporose und deren Vorstufe, die Osteopenie, bei Erwachsenen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen vermehrt auftreten. Das Risiko für Wirbel- oder Hüftfrakturen ist im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht. Daher ist es entscheidend, auf eine adäquate Versorgung mit Nährstoffen zu achten, die sich positiv auf den Knochenstoffwechsel auswirken, insbesondere Calcium sowie Vitamin D.
- ECCO 2025
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Quicklinks