Manifestationen von Kuhmilchallergie bei Babys

Manifestationen von Kuhmilchallergie bei Babys Innere und äußere Manifestationen von Kuhmilchallergie bei Babys

Die Kuhmilcheiproteinallergie ist eine häufige Erkrankung bei Säuglingen, die sowohl durch IgE-vermittelte als auch nicht-IgE-vermittelte Reaktionen verursacht werden kann. Auf dieser Seite erfahren Sie alles über die inneren und äußeren Manifestationen von Kuhmilchallergie bei Babys, über Prävalenz und Diagnosemöglichkeiten sowie über die Eliminationsdiät mit Spezialnahrung als geeignete Therapieform.

IgE- und nicht-IgE-vermittelte Kuhmilchallergie

Eine Kuhmilchallergie, fachlich: Kuhmilcheiproteinallergie, zählt zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten und ist eine überempfindliche Reaktion des Immunsystems auf Proteine, die in Kuhmilch enthalten sind. Sie ist abzugrenzen von den nicht-immunvermittelten, enzymatischen Unverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz und von toxischen Reaktionen, die auf Giftstoffe in Lebensmitteln zurückzuführen sind.

Es gibt zwei Haupttypen von Kuhmilchallergien: IgE-vermittelte und nicht-IgE-vermittelte Allergien. Diese unterscheiden sich vor allem in den beteiligten Immunzellen, die entsprechend charakteristische innere und äußere Manifestationen bei Babys hervorrufen.

Wie manifestiert sich nicht-IgE-vermittelte Kuhmilchallergie bei Babys?

Bei einer nicht-IgE-vermittelten Allergie auf Kuhmilch spielt das Immunoglobulin E (IgE) keine entscheidende Rolle. Stattdessen sind andere Mechanismen des Immunsystems, wie z.B. das T-Zell-vermittelte Immunsystem, für die allergische Reaktion verantwortlich. Gastrointestinale Beschwerden dominieren hier das Erscheinungsbild.

Die Symptome können ähnlich wie bei der IgE-vermittelten Allergie auftreten, jedoch kann der Beginn der Symptome verzögert sein und erst Stunden oder sogar Tage nach dem Verzehr von Kuhmilch auftreten (Kuhmilchallergie Typ II-IV). Eine Diagnose ist daher schwieriger.

Das nahrungsproteininduzierte Enterocolitis-Syndrom (FPIES) ist eine seltene, meist nicht-IgE-vermittelte Allergie, die nach dem Verzehr von Milch, aber auch von anderen Lebensmitteln (auch untypischen wie Reis) auftreten kann. Hauptsächlich sind Kinder betroffen. 

Manifestationen von FPIES im Überblick: 

  • Drei bis vier Stunden nach dem Essen tritt schwallartiges Erbrechen auf 
  • Dies ist meist verbunden mit heftigen, wässrig-blutigen Durchfällen.  
  • Es kann aufgrund des Flüssigkeitsverlustes zu Lethargie, Blässe und Kreislaufproblemen, bis hin zum Schock kommen. 

FPIES tritt bei etwa 0,5 % aller Kinder und Jugendlichen auf. Milchproteine gelten als der häufigste Auslöser dieses Syndroms. Die Chancen, dass FPIES bis zum Schulalter wieder verschwindet, stehen gut. 


FPIES – das sagt die Wissenschaft bei der 38. GPGE-Tagung

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist eine allergische Entzündung der Speiseröhre, die sich durch Symptome wie Schluckbeschwerden und im Säuglings- und Kleinkindalter durch Fütterungsstörungen und Nahrungsverweigerung zeigt. In etwa 60 % der Fälle sind Milchproteine der Auslöser.

Manifestationen von EoE im Überblick:

  • Nahrungsverweigerung
  • Gedeihstörung (Babys)
  • Abdominalschmerz, Übelkeit (Schulkinder)
  • Dysphagie und Bolus-Impaktationen

EoE ist sehr selten und wird zuweilen mit der gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) verwechselt. Es tritt häufiger bei Jungen und Männern auf und kann vererbt werden. Bei einer Eliminationsdiät unter Verwendung entsprechender Spezialnahrung liegt die Remissionsrate bei bis zu 70 %.

Die nahrungsproteininduzierte Proktocolitis (FPIAP) ist gekennzeichnet durch eine Entzündung des Rektums und des Dickdarms. Der häufigste Verursacher von FPIAP ist Kuhmilchprotein, aber auch andere Nahrungsproteine wie Soja, Eier oder Weizen können beteiligt sein.

Manifestationen von FRIAP im Überblick:

  • Blut und/oder Schleim im Stuhl
  • Mit oder ohne Durchfall
  • Säuglinge erscheinen im Allgemeinen gesund

Die Proktocolitis tritt bei Babys, die empfindlich auf Proteine in der Milchnahrung reagieren, meist zwischen der 1. und der 8. Lebenswoche auf und hat bei entsprechender Spezialnahrung eine ausgezeichnete Langzeitprognose.

Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) tritt auf, wenn der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt und Symptome wie Sodbrennen, saures Aufstoßen und Brustschmerzen verursacht. Bei einigen Patienten kann GERD auf eine Kuhmilchallergie zurückzuführen sein.

Manifestationen von GERD im Überblick:

  • Sodbrennen, Erbrechen
  • Irritabilität des Ösophagus
  • Chronischer Husten

Die Refluxkrankheit betrifft etwa 10 % aller Menschen und kann viele vor allem ernährungsbedingte Ursachen haben, Kuhmilcheiproteinallergie ist nur eine davon. Meist hilft ein Meiden der verursachenden Nahrungsmittel.

Die nahrungsproteininduzierte Enteropathie (FPE) ist eine durch Nahrungsmittel ausgelöste Schädigung der Darmschleimhaut, ähnlich wie bei Zöliakie. Gerade die wiederholte Einnahme der verursachenden Lebensmittel, wie Milchprodukte, kann entsprechende Schäden am Darmtrakt hervorrufen.

Manifestationen von FPE im Überblick:

  • Intermittierender Durchfall
  • blutige Stühle (selten)
  • Erbrechen
  • Malabsorption, Gedeihstörung

FPE ist als Syndrom eher eine Ausnahme. Die Prävalenz ist unbekannt, es gibt aber Berichte über sinkende Fallzahlen während der vergangenen Jahrzehnte. Es tritt eher in den ersten 1-2 Lebensmonaten auf.


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Zusammenfassung

Bei einer Kuhmilcheiproteinallergie gibt es zwei Haupttypen: IgE-vermittelte und nicht-IgE-vermittelte Allergien. Bei der IgE-vermittelten Allergie bildet das Immunsystem Antikörper gegen bestimmte Milchproteine und löst bei erneuter Exposition allergische Reaktionen aus, die sich innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach dem Verzehr manifestieren und unter anderem Blut im Stuhl, Diarrhö, Obstipation, Abdominalschmerzen, Emesis und Exantheme umfassen.

Bei der nicht-IgE-vermittelten Allergie spielen andere Immunmechanismen eine Rolle, und die Symptome können verzögert auftreten. Dieser Typ umfasst unter anderem das nahrungsproteininduzierte Enterocolitis-Syndrom (FPIES) sowie die eosinophile Ösophagitis (EoE). Eine weitere Form ist die nahrungsproteininduzierte Proktokolitis (FPIA).

Die Diagnose erfolgt durch Blut- oder Pricktests sowie durch eine Bewertung der Symptome (beispielsweise durch einen CoMiSS Awareness Tool). Eine Eliminationsdiät, bei der Kuhmilch und andere allergene Nahrungsmittel vermieden und mit geeigneter, kuhmilchfreier Spezialnahrung (Althéra®, Alfare® und Alfamino®) supplementiert werden, ist die übliche Behandlung für Kuhmilchallergien.

Pädiatrie News

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Literaturhinweise:

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22 FPE
23 Labrosse, R.;et al. Non-IgE-Mediated Gastrointestinal Food Allergies in Children: An Update. Nutrients 202012, 2086

Wichtiger Hinweis: Mütter sollen ermutigt werden, ihr Baby zu stillen, auch wenn eine Kuhmilchallergie vorliegt. Dies erfordert eine qualifizierte Ernährungsberatung, um jegliche Quelle von Kuhmilcheiweiß in der Ernährung der Mutter auszuschließen. Bei einer Entscheidung für eine Spezialnahrung ist die auf dem Etikett befindliche Gebrauchsanweisung zu beachten. Nicht abgekochtes Wasser, nicht sterilisierte Flaschen, falsche Verdünnung sowie unsachgemäße Lagerung, Zubereitung und Nahrungsgabe können zu Erkrankungen des Kindes führen. Althéra®, Alfamino® und Alfamino® Junior sind Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (bilanzierte Diäten). Althéra® ist geeignet zum Diätmanagement bei Kuhmilchallergie. Alfamino® und Alfamino® Junior sind geeignet zum Diätmanagement bei schwerer Kuhmilchallergie und/oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Wichtige Hinweise: Unter ärztlicher Aufsicht verwenden. Althéra® und Alfamino® sind als einzige Nahrungsquelle geeignet für Säuglinge von Geburt an. Alfamino® Junior ist als einzige Nahrungsquelle geeignet für Kleinkinder ab 1 Jahr.

Kontraindikationen: Althéra®, Alfamino® und Alfamino® Junior sind nicht geeignet bei Galaktosämie und Glucose-Galaktose-Malabsorption.

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